So hier isser, mein Bericht vom Hamburger Marathon 2016

Weil mein Bericht im Prinzip relativ unspektakulär ist, habe ich in der Mitte etwas Dramatik mit eingebaut. Ich hätte sonst Angst euch zu langweilen.

Im Prinzip müsste ich im Oktober 2015 anfangen, das erscheint mir allerdings sehr weit hergeholt. Eins sage ich zu meiner Vorbereitung dennoch. Es war die beste und kontinuierlichste Marathonvorbereitung die ich je hatte. Ich war nie verletzt und nur zweimal leicht erkältet. Ansonsten hatte ich absolut keine Probleme.

 

Zum Rennen:

... das Vorgeplänkel spare ich mir...ach nee ganz wichtig- unmittelbar vor dem Start ein Gel und 0,5L Iso angereichert mit 2g Salz, 5g L-Arginin, 3g BCAA und 4g Beta-Alanin runtergeschluckt. Ich hatte heute meinen Adidas Adios Boost 2 an. Den hatte ich mir 2015 ursprünglich für Hamburg bestellt, dort kam er aber wegen der Absage nicht zum Einsatz. Er sollte es also heute richten.

Start und los, meine Uhr zeigt eine Pace von 6:04. Da kann was nicht stimmen denke ich mir. Naja, dann halt nach Gefühl. Die ersten zwei Kilometer bin ich betont locker angetrudelt. Ich hab dabei etwas auf Tobi, Farhad und den Rest gewartet aber irgendwie war der Zug von Anfang an Mehrgleisig unterwegs. Tobi hat dann aufgeschlossen und so nahmen wir kontrolliert mit etwas Gegenwind Fahrt auf.

Bei Kilometer 5 (21,37min) habe ich dann mein nächstes Gel verzehrt. Auch dieses habe ich am Vorabend mit Alanin und Salz angereichert. Die Dextrogels eignen sich dafür wirklich sehr.

Ab jetzt war die Warmlaufphase beendet und ich hatte einen super Rhythmus. So konnte es weitergehen. Meine Uhr hatte sich lange gefangen und die gelaufene Pace von 4:12 entsprach genau meinem subjektiven Empfinden. Kilometer 10 (42:42min) ging durch und ich hatte absolut das Gefühl von Unterforderung. So sollte es sein, so war es geplant. Ab hier wusste ich im Prinzip schon, dass dieser Tag was wirklich Gutes bringen kann.

Ich widerstand also der Versuchung das Tempo übermäßig anzuziehen und bin nach Gefühl und dem Streckenprofil nach einfach kontrolliert weitergelaufen. Kilometer 15, nächstes Gel - ohne alles. Tempo halten und entspannt bleiben. Gedanken hatte ich da kaum ich lief durch den Tunnel und als ich raus war fand ich mich in meinem Eigenen. Bei Kilometer 19 kam ich dann auf die ewig lange Gerade der Sierichstraße. Ich glich mein Gefühl, die Pace und die Erinnerung an 2015 an selber Stelle ab und war erstaunt über die Leichtigkeit des Seins. Wehmut kam in mir auf weil ich mich an das Schulter-an-Schulter-Rennen mit Markus in 2015 erinnert habe. Ich habe die Jungs zu diesem Zeitpunkt wirklich vermisst. Hier wollte ich jeden noch mal abklatschen und dann Fahrt aufnehmen. Ich hoffte also, dass es allen gut ging und begann zu beschleunigen. Halbmarathon war dann nach 1:29:10 durchlaufen und ab jetzt war mir klar das mich heute nur eine Zombie-Apokalypse oder eine Sturmflut von meinem Ziel sub3 abhalten konnte. Ich erinnerte mich an Holgers Worte, das wenn es beim HM nicht schon weh tut, man zu langsam angegangen ist. Ja, die ersten beiden Kilometer waren langsam...in 1:28:50 hätte ich beim HM durch sein können aber der Marathon beginnt ab Kilometer 32- und da dann auch der Gegenwind. Das war also meine Ausrede und ich gab Gas. An der Getränkestelle bei km 28 dann DRAMATIK, da springt mir doch nicht so ein Heini direkt im 90Grad Winkel vor den Triebwagen... Kopf schön im Nacken wegen Trinken und harter Aufprall - prima. Ich denke ihm ging es danach erheblich schlechter als mir. Das konnte mich nicht aus der Ruhe bringen. Er war weder ein Zombie noch eine Sturmflut.

Ja, ab km 32 kam dann der erwartete Gegenwind. Da nun schon seit 11 Kilometern ein Läufer nach dem anderen kassiert wurde, machte ich mir einen Spaß daraus jeden Läufer den ich gleich überholen wollte als Windschatten auszunutzen. Das hat super funktioniert und die Pace blieb stabil. Kilometer 36, ein Schluck Red Bull und mein Marshmallow in den Mund. Ab jetzt wollte ich nichts mehr zu mir nehmen. Die letzten 30 Minuten gehen auch so. Na klar, ab km 38-39 wurde es dann wirklich schwer. Die Beine waren kurz vor Krämpfen aber ich konnte die Pace recht gut halten. Ich erwischte mich einmal ganz kurz dabei wie ich etwas nachlassen wollte und war sehr böse auf mich. NEIN, 2km vor dem Ziel lässt du nicht nach! Also weiter, weiter, weiter. Letzter Kilometer - Endspurt. Bei Kilometer 42 sehe ich den roten Teppich und die glücklichen Schreie der Finisher. "Gleich bin ich dran" denke ich mir und laufe die letzten 50 Meter mit hochgerissenen Armen durch's Ziel. Ja und auch ich schreie mein Glück in die Welt und realisiere, das ich heute mit 2:56:42h mein absolutes Optimum herausgelaufen habe. Überglücklich fange ich dann wenig Später Farhad auf dem roten Teppich auf und halte ihn in meinen Armen. Auch er war völlig am Ende und wirklich glücklich.